Schließung des Krankenhauses St. Raphael

Gut besuchte Veranstaltung der Bissendorfer Grünen zur Gesundheitsversorgung

Viele Menschen im Wittlager Land fürchten, dass mit der Schließung des St. Raphael Krankenhauses in Ostercappeln ihre gesundheitliche Versorgung gefährdet ist. Entsprechend groß war das Interesse an der Veranstaltung mit Mareen Guth, Pflegedienstleiterin und – als Mitglied der Grünen – Vorsitzende des Gesundheitsausschusses unseres Landkreises.

Ihr Vortrag begann mit einem Wimmelbild. Die nächste – ähnliche – Folie zeigte die Struktur unseres Gesundheitssystems. Da wurde deutlich, wie viele Akteure bei diesem System mitmischen (wie bei einem Wimmelbild) und wie kompliziert die Zusammenhänge sind. Und man bekam eine Ahnung davon, wie schwierig es ist, hier eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Diese ist aber nötig, wie nicht nur die Schließung des St. Raphael Krankenhauses zeigt. Denn obwohl Deutschland zu den europäischen Ländern mit den höchsten Ausgaben im Gesundheitswesen zählt, ist die Lebenserwartung unterdurchschnittlich. Die bundesweite Krankenhausstrukturreform sollte dies verbessern.

Ostercappeln hatte zwar einen ausgezeichneten Ruf in der Thoraxchirurgie, Gastroenterologie und Palliativmedizin, doch auch große Probleme, die nötigen Perspektiven bei der Ausstattung und den Fachärzten zu bieten. Der Niels-Steensen Verbund stand nun vor der Wahl, entweder für eine bessere Ausstattung zu sorgen oder St. Raphael zu schließen. Da es weitere Krankenhäuser in Melle, Georgsmarienhütte und
Quakenbrück gibt, sieht das Land Niedersachsen die Versorgung weiter gesichert. Für die Notfallversorgung war Ostercappeln ohnehin nie zuständig.

Eine mögliche Lösung wäre nun ein Gesundheitszentrum in Ostercappeln. Hier könnten Kurzzeitpflege, Palliativversorgung und ambulante Versorgung angeboten werden. Dies erfordert die Zusammenarbeit von Kommunen, Landkreis, Land, Ärzteschaft und Krankenkassen. Dazu müssen Betreibermodelle erstellt und die unklaren Eigentumsverhältnisse bezüglich des Krankenhauses Ostercappeln geklärt werden.

Um die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, nicht nur im Osnabrücker Land, zu verbessern, muss neu gedacht werden. Fachkräfte- und Geldmangel lassen ein „weiter so“ nicht zu. Die skandinavischen Länder zeigen, wie es anders gehen könnte. Es wäre sinnvoll, die Kompetenzen verschiedener medizinischer Berufsgruppen neben den Ärzten zu nutzen, die Effizienz durch Digitalisierung zu steigern und die gesundheitliche Bildung der Bevölkerung zu verbessern. Voraussetzung ist die Kooperation aller Beteiligten. Erste Ansätze hierzu bestehen in Hybridpraxen wie in Fürstenau, dem Sozio-Med-Mobil in Bissendorf oder Gemeindenotfallsanitätern.

Es folgte eine lebhafte Diskussion, in der vor allem Mitglieder des „Gesundheitssyndikat Osnabrücker Land“ Informationen zur Situation in Ostercappeln beisteuerten. Das Gesundheitssyndikat wurde im Juni von der Bürgerinitiative „Zukunft für St. Raphael“ gegründet, um die Zukunft der Gesundheitsversorgung aktiv mitzugestalten.

Wir Bissendorfer Grünen bedanken uns bei Mareen Guth für einen hochinformativen und verständlich gestalteten Vortrag, bei dem sie fachlich kompetent viele Hintergründe aufdeckte. Fazit der Veranstaltung: Nur gemeinsam mit allen Akteuren kann die medizinische Versorgung im Landkreis und im gesamten Bundesgebiet verbessert und gesichert werden. Darum geht es jetzt!

Einen ausführlichen der Artikel der NOZ gibt es unter <https://www.noz.de/lokales/ostercappeln/artikel/bissendorf-diese-folgen-hat-die-schliessung-von-st-raphael-48971028>